Vor etlichen Jahren håb i amoi einem Gespräch zwischen
ana älteren Frau & ihren Töchtern beiwohnen dürfen.
Mit unüberhörbarem Unterton is auf niederschwellige,
abfällige Art & Weise über oans von de schönsten Gewänder
im alpenländischen Raum gelästert worden...
- der Garnierspenzer, das Auster-Gwånd -
inkl. Bürgerhut & kostbarer Stickerei, mache die Trägerin sowieso nur alt, sei weder sonderlich schön, noch zeitgemäß.
Ois g'lernte Schneiderin woas i genau, mit wia vü Liebe,
Sorgfalt, Können, Fleiß & Genauigkeit ein solches Gewand entsteht - der Prozess gleicht fast einer Meditation.
Ein kostbares Kleidungsstück wie das Auster-Gwånd aus natürlichen Materialien ensteht nicht über Nacht.
Von der Geburt bis zur ersten Schur vom Schaf, über die Seidenraupe, dazu noch Rosshaar, feine Glasperlen & Goldstickerei.
Die Maßarbeit einer gelernten Schneiderin, bis man zu Fronleichnam endlich ausrücken kann... - alles braucht seine Zeit.
So, wie nur ein Mensch mit tiefen Wurzeln die Schönheit von Tradition sowie Qualität erkennen & wertschätzen wird -
so entfaltet sich Achtsamkeit manchmal, wenn uns das Leben reichlich Dünger vor die Tür kippt.
Ich bin seit 2012 Bäuerin
auf einem typischen Lammertaler Nebenerwerbsbetrieb.
In unserem Stall stehen meist knapp 30 Stück Vieh,
wir züchten reinrassige Pinzgauer & unser Junior hat ein besonderes Faible für seine Ziegen & Rassehühner.
Die Milch unserer 12-14 Milchkühe liefern wir
an die "Salzburg Milch" ab, bei rund 33 ha Wald,
15 ha mehrmädigen Wiesen & unserer Alm
im Postalmgebiet ist zusammen helfen angesagt.
Ein sehr positives Bild über die Schönheit der Landwirtschaft & die vielfältigen Entfaltungsmöglichkeiten einer Bäuerin habe ich in jungen Jahren am Betrieb meiner Freundin Christine in Piesendorf im Pinzgau mitbekommen.
Ich werde bestimmt nie den Geruch beim Betreten des Bauernhauses vergessen, die Wärme vom Kachelofen
in der Bauernstube & den Duft der Teekräuter aus dem eigenen Kräutergarten, die auf großzügigen Trockenrahmen
ausgelegt waren & zu Teemischungen weiterverarbeitet wurden.
Und auch das gemeinsame "Vater unser" am Sonntag vorm Mittagessen sowie die traditionellen Rituale
nach dem Tod eines Familienmitglieds haben sich in sehr positiver & merk-würdiger Weise
in meine Erinnerungen eingeprägt.
Erinnerungen sind immer mit Düften verknüpft.
Der Duft von Brot, von getrockneten Teekräutern & Gewürzen - der Geruch nach traditionellen Speisen aus den eigenen, landwirtschaftlichen Produkten - nach frischem Heu,
wenn die Ernte eingebracht ist & das Gespür
für gelingendes Wirtschaften ist etwas,
was über Generationen weitervermittelt wird.
Und auch, was es heißt, nicht davon zu laufen,
wenn im Leben ein Sturm aufzieht, die Verwirklichung von Bauprojekten ansteht oder familiäre Herausforderungen
gemeinsam gestemmt werden müssen.
Ich bin als Älteste von drei Töchtern auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Kuchl groß geworden.
Wer auf einem Bauernhof aufwachsen darf, ist auf die Sonnenseite des Lebens gefallen.
Mit allen Höhen und Tiefen, die genauso dazu gehören & mit der Bereitschaft, einen 7-Tage-Job zu erfüllen.
Wenn Kinder einen Familienverband erleben dürfen
& Talente von Generation zu Generation
weiter gegeben werden - das hat was Bodenständiges.
Das Meiste, was ich an Werkzeug
für´s spätere Leben mitbekommen habe,
verdanke ich meiner Mama, meinem Papa
& natürlich meinen Omas.
Mit dem, was wir an Rüstzeug auf unseren eigenen Weg mitnehmen, ist es ein bisschen wie mit dem Brot backen:
Es braucht gute Zutaten & es braucht Menschen,
die einen an die Hand nehmen
& vorzeigen, wie es gelingen kann.
Eine wichtige Komponente für gutes Brot ist Sauerteig.
Er garantiert mir, dass unser täglich Brot bekömmlich wird, luftig locker & haltbar. Alles andere ist Improvisation
& künstlerische Freiheit - fast wie im Leben.
Ganz gleich, ob es ein gutes Brot oder ein gutes Leben werden soll - beides hängt von unserem Zutun ab.
Von meinem täglichen Bewusstsein, von der Bereitschaft zum Ruhen und Reifen, von meinem Glauben an das Gute.
Nicht jedes Rezept ist automatisch leicht verdaulich.
Nicht jeder Stolperstein oder Schicksalsschlag
ist im ersten Moment als etwas Größeres
oder vielleicht sogar Wertvolles erkennbar.
Um herausfordernde Verluste verdauen zu können
braucht es manchmal einen kritischen Blick auf die einzelnen Zutaten.
Ein Patentrezept im Umgang mit der Trauer gibt es dabei nicht.
Eine Begleitung in meiner Praxis
kann dich unterstützen, wenn
~ du immer wieder auf der gleichen Stelle trittst,
~ das familiäre Miteinander sich verbessern darf,
~ wenn du in deiner Trauer gesundheitlich angeschlagen bist & die Ursache verschleiert ist,
~ wenn du dich nach mehr Lebendigkeit,
Zuversicht & Sinn sehnst.
Vielleicht musst du nur euer Familienrezept im Umgang
mit dem Tod etwas genauer unter die Lupe nehmen
& bei Bedarf die Zutaten ein klein wenig abändern.
Dann kann das Wegstück, das noch vor dir liegt,
durchaus einen leichteren & nährenden Aspekt erhalten.
Mit einem veränderten Blickwinkel geht so manches leichter im Leben.
Sorgfältig überliefertes Wissen wird vom Bauern, zum Weber,
zur Schneiderin & zum fertigen Auster-Gwånd getragen.
Mit genau so viel Verantwortung wird man betraut,
bis man ein guter Therapeut & Wegbegleiter nach TCM ist.
Perlen entstehen in der Tiefe des Meeresgrund & bestehen aus dem Mineral Calcium Carbonicum. Sie bilden sich im Inneren der Auster.
Die äußere Muschelschale wird verletzt - eine Zyste kapselt sich ab
& die Muschel ummantelt fortan den Eindringling mit Perlmutt.
Leben bedeutet manchmal, dass auch unser Herz, unsere Lebensfreude,
unser Humor & unsere Werte einen Angriff erleiden.
Und wenn uns das Schicksal eine große Ladung Dünger vor die Tür kippt,
dann kostet es Kraft - weiter zu gehen, weiter zu atmen - alles im Lebensgarten zu verbuddeln. Freude & Humor wieder ins Herz zu lassen.
Unser Leben, unsere Werte dürfen sich stimmig anfühlen - an jedem neuen Tag.
Und wer in Bewegung bleibt, kann große Brocken zu wertvollen Perlen an Lebenserfahrung verwandeln.
"An Herrgott sei' Liebe... reist in vielerlei Gestalt."
Und månchmoi sogår incognito.
Herzlichst - eure Barbara